5. Erzählen Sie ohne Zögern davon, dass Sie jüdisch sind, jüdische Vorfahren haben bzw. aus Israel kommen, wenn es im Gespräch auf das Thema kommt?

– Falls nein, warum nicht?

– Wo oder wem würden Sie es nicht erzählen?

Nein, meine jüdische Identität braucht niemand wissen

In Jugend- und Studentenjahren bis 35 Jahre habe ich es schon gesagt,  aber immer ein Zögern gespürt. Gott sei dank bin ich noch nie in eine gefährliche Situation gekommen. 

Ganz klar nein. Als Kind habe ich völlig unvoreingenommen davon erzählt und häufig das Gefühl vermittelt bekommen, dass das eher etwas ist, von dem man Abstand nimmt, auf das Leute nur mit Zögern, manchmal mit Missbilligung schauen. Ohne dass mir meine Eltern je explizit gesagt hätten, dass ich mit dieser „Information“ eher zurückhaltend umgehen sollte, habe ich anhand der Reaktionen der anderen bemerkt, dass die Antwort auf die Herkunft nicht mit der gleichen Unbeschwertheit oder Gedankenlosigkeit gesagt werden kann, wie dies vielleicht andere tun können. Immer schwingt bei der Antwort die Frage oder manchmal die Unsicherheit mit, wie wohl das Gegenüber darauf reagieren wird.

Zwischenzeitlich fühlte es sich feige an, nicht davon zu erzählen und ich habe Menschen in Gesprächen, wenn sich die Thematik ergab, davon erzählt. Dabei habe ich ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.  Die unangenehmen bringen aber immer wieder meine Vorstellung und meinen Wunsch davon, dass Menschen vorurteilsfrei und wohlwollend miteinander umgehen, ins Wanken. Das empfinde ich als unheimlich anstrengend. Mittlerweile achte ich einfach darauf und wäge ab, wem ich davon erzähle. 

Nein, ich erzähle es nicht aus Angst vor Nachbarn oder kaum bekannten Leuten.

Ich habe keine Angst vor Antisemiten und werde mich nicht verkriechen und weglaufen.

Ja, aber manchmal auch mit einem Unwohlsein, wenn ich nicht weiß, wie mein Gegenüber denkt.

Ja, ich sage es normalerweise schon.

Bei ehrlichem Interesse und positiver Stimmung tut es gut darüber zu sprechen. Es kann aber auch passieren, dass man negativ in die Schublade gesteckt wird.. 

Ja.

Ja, ich bin stolzer Jude. Allerdings muss man nicht jedem alles erzählen.

Wenn ich von vornherein weiß, dass der Mensch zu Juden oder Israelis aggressiv feindlich eingestellt ist, werden ich nicht sofort sagen, dass ich jüdisch bin. Von anderer Seite werde ich bestimmt Kontakt zu solchen Menschen auch meiden.

Ich erzähle es grundsätzlich immer, falls angebracht. 


I never hide my orign or my identity if asked. I received only positive reactions. Nevertheless, I might not do that in certain  scenarios but I never encountered one.

Andersherum, ich würde es nur sehr guten Freunden erzählen.

Yes, off course I am proud to be Jew and Israeli. I see it in Germany as something unique I have. I bring it up with any new person I meet.

I was never in situation I could not say it. I said it to my Syrian neighbor. He does not talk to me anymore.

I often hesitate to answer and try to avoid saying where I come from. There were times that I even lied about it. And now if I go out of Germany I just say I am german. It’s easier. Beside the prejudice about jewish people, saying you are from Israel usually elicit a response in people which stem from their idea about jewish people in combination of being pro or con for the political situation in Israel. So it will be either ‘oh, how nice’ or very low disappointed angry ‘oh’. I would have like that when  I meet a new person, to introduce myself as ‘me’ with my interests and personality. But I feel that by saying that I am from Israel, an image about who I am has already been form. I often also get angry statements from people about how not fair it is what WE do to the Palestinians. It shocks me that first, they just go ahead and blame me before they even checked whether I want to talk about it and second, didn’t really bothered to ask what is MY opinion about it. 

So I wouldn’t tell where I am from to people I don’t’ have to tell. People I meet on the street or people I suspect have a strong political view against Israel. And in general I try to avoid it as much as possible with people that are not connected to my social circle/work. 

Es gibt bestimmte Personengruppen verschiedener Herkunft, welche aufgrund des politischen Konflikts eine sehr ausgeprägte Israelkritik, in Teilen auch antisemitische Meinungen vertreten, in welchen ich meine Abstammung nicht selbst ansprechen würde, sogar wenn das Thema Judentum oder Israel aufkommen würde. Gleichzeitig würde ich aber niemals meine Herkunft verleugnen, wenn ich gefragt werde, woher ich stamme. In einer neutralen Atmosphäre geh ich sehr offen mit dem Thema um und erzähle auch ohne zu zögern woher meine Familie kommt. 

If the topic comes up on a conversation I usually tell that I’m an Israeli although it mainly depends on the situation. I generally would not tell to a taxi driver when I’m alone on a ride or to people who have roots in Muslim countries since they do tend to have anti Israeli opinions. 

Ich erzähle in den meisten Situationen ohne Zögern davon. Wenn allerdings zum Beispiel nachts im Taxi nach meiner Herkunft gefragt werde, verschweige ich meine israelische Seite meistens.

Ja, ich habe keine bewussten Einschränkungen.

Ich verstecke meine Religion nicht. Wenn gefragt, erzähle ich.

I was never in situation I could not say it. I said it to my Syrian neighbor. He does not talk to me anymore.

Yes I do, I always tell if relevant.

Ja, ich habe bislang in Gesprächen immer erzählt wo ich herkomme und tue es nach wie vor.

Normalerweise ja. An Orten, an denen ich mich nicht sicher fühle, erzähle ich es nicht. Zum Beispiel geschlossene Orte wie ein Restaurant, in denen Menschen arbeiten, die möglicherweise eine negative Meinung über Israel haben. 

Dort, wo diese Information nichts verloren hat oder beim Gespräch mit einem, der vermutlich darauf in einer für mich unerwünschten Weise reagieren würde, z.B. mit einem mir persönlich unbekannten Moslem.

Es kommt darauf an, ob es durch das Gegenüber ein negatives in die Schublade stecken ist oder jemand sehr positiv gestimmt sind. Bei ehrlichem Interesse tut das gut. 

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