1. Haben Sie jüdische Vorfahren?

23 Personen haben ein oder zwei jüdische Elternteile.

Zwei Personen haben konvertiert.

Ja und wir leben seit neun Generationen in Deutschland. Mein Vater war viereinhalb Jahre in neuen verschiedenen  KZ`s, die Mutter drei Jahre  in Theresienstadt, sie wog noch 38 kg als sie befreit wurde. Viele Familienmitglieder sind im 2. Weltkrieg ums Leben gekommen.

Mein Vater ist Israeli und jüdisch, jedoch nicht religiös; meine Mutter ist Deutsche und christlich glaubend, jedoch in keiner Weise streng. Jüdische Feste haben wir in der Familie leider nie gefeiert und obwohl meine Mutter während ihres einjährigen Israelaufenthaltes etwas Ivrit gelernt hat, wurde die Sprache bei uns nicht gesprochen. Hin und wieder konnte ich sie hören, wenn mein Vater mit Freunden oder seiner Familie in Israel telefonierte – und doch war der Bezug zu Israel und zum Jüdischen – auch wenn ich nie den Eindruck hatte, dass es die eine jüdische Kultur gebe – für mich immer präsent: Nachrichtensendungen im Radio, Musik, die Art des Humors, Themen die besprochen wurden, jüdische Museen oder Theaterstücke, die wir besuchten etc.  

Meine Mutter ist Jüdin.

Ich bin in Nazareth Eilit Israel geboren.

Ja, mein Vater ist gebürtiger Jude aus Israel. Durch seine Herkunft ist die Hälfte meiner Verwandten und Vorfahren jüdischen Ursprungs. 

I do have Jewish ancestors from both mother and father sides. It’s definitely one of the main topics on conversations within my family especially from my father’s side as my grad-grandparents and grandparents are holocaust survivors. My family wants us the young generation to know and to deeply appreciate the fact that we have a country. A country which gives us for the first time in the history a safe home, a country that can protect us as a community which is still being hunted only because of our religion. So this topic is not undesirable and not denied or hushed but a topic that always comes up in order to remind us where we came from and never take our existence and Israel for granted. 

Nein, aber einen orthodoxen Übertritt zum Judentum hinter uns.

Ich komme aus einer jüdischen Familie; alle meine Vorfahren sind jüdisch.

Yes, both my parents. My mother wasn´t born Jewish but her whole family converted when she was a young child.

Yes, I am Jewish and as I know from many generations. 

Ja, und auch Nachfahren

Wird in Ihrer Familie darüber gesprochen?

Sechs Personen haben mit ja geantwortet.

Da es für die meisten selbstverständlich ist, ist es kein spezielles Thema in der Konversation zuhause.

Ja es wurde darüber gesprochen. Der Satz „Wenn man in Deutschland als Jude lebt und sich immer bückt, das  ist nicht gut, man sollte es  nicht verbergen:“ begleitete mich. Mein Vater hat einen Gedenkstein in Baisingen gestiftet. 

Über die vergangene Geschichte meiner Großeltern und die Geschwister meines Vaters haben wir bei uns in der Familie gesprochen, jedoch eher spärlich und auf die „Tatsachen“ reduziert. Ich weiß um die Flucht kurz vor Kriegsbeginn in ein Arbeitslager an der nördlichsten Grenze zu Schweden, wo einzelne Familienmitglieder überlebten, ich weiß um die Berufe, die Wohnorte, die Wege, die sie in andere Länder zum Überleben und nach dem Krieg zum Weiterleben nahmen, die Bedingungen unter denen all diese Erfahrungen gemacht und Lebensabschnitte gelebt wurden, sowie um die Gründe und Intentionen für die Entscheidungen auszuwandern. Auch weiß ich um die Zwillingsbrüder, die zur Zeit des Krieges im Grundschulalter gewesen sein mussten, während des Krieges plötzlich verschwunden waren und sich später herausstellte, dass sie umgekommen waren. 

Über das emotionale Erleben der jeweiligen Familienangehörigen sowie die unbewussten emotionalen Folgen, also Themen, Denk- oder Verhaltensmuster, die sich implizit daraus ergaben, wurden wenig in gemeinsamen Gesprächen thematisiert – dafür umso mehr in eigener Auseinandersetzung. 

Wir reden sehr viel über Judentum und Israel. Bei uns geht es meistens mehr um das Lebensgefühl und die Kultur als den religiösen Aspekt. Ich selbst lebe säkular, bin jedoch gerne bei den jüdischen Feiertagen dabei, da sie für mich bei der israelischen Kultur dazugehören.

Ja, innerhalb der sehr engen Familie sprechen wir oft darüber. 

Mit großer Offenheit und Interesse.

Ist es innerhalb der Familie unerwünscht darüber zu sprechen?

Ich würde nicht sagen, dass es unerwünscht ist, eigentlich vielleicht sogar erhofft. Es scheint aber wichtig, die Themen sensibel anzusprechen. Sowohl über die gesellschaftlichen Gegebenheiten, positive und negative Entwicklungen sprechen wir immer wieder. Auch über die gegenwärtige „Geschichte“ oder vielmehr über die unterschiedlichen Perspektiven und Rollen in unserer Familie sprechen wir seit einigen Jahren immer mehr, aber doch vorsichtig, vermutlich weil alle wissen, dass jede*r eigene, sehr unterschiedliche Erfahrungen, eine individuelle Wahrnehmung und einen eigenen Umgang damit hat und wie verletzlich Unverständnis sein kann.

Wir reden hierüber offen und es ist ein Teil unserer Familienidentität. 

It´s fine to talk about ist but since we are Israelis, ist very normal and not a common topic.

Ja und nein

Wieso?

Alle anderen antworteten mit Nein.

Wird es innerhalb der Familie und/oder außerhalb verleugnet oder totgeschwiegen?

Falls ja bei den letzten beiden Fragen, warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Außerhalb der engen Familie sprechen wir nicht darüber oder nur mit Menschen, denen man vertrauen kann. In der Vergangenheit habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, dass Menschen darauf sehr merkwürdig oder mit Rückzug reagiert haben. Ich denke, es gibt viele Vorurteile und Ressentiments.

Alle anderen antworteten mit Nein.

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